Plastikfrei Leben – Teil I

Plastikfrei Leben – so wird’s gemacht!

Wie funktioniert ein Leben ohne Plastik? Wie viel Zeit oder Geld muss ich investieren? Muss ich auf vieles verzichten?

Vor ziemlich genau zwei Monaten habe ich den Entschluss gefasst auf Plastik zu verzichten. Nun möchte ich meine Erfahrung mit diesem neuen Lebensstil mit Euch teilen!

Es wird darum gehen was plastikfrei zu Leben heißt, wieso ich mich dazu entschieden habe und wie die Schritte zu einem entspannten, umweltfreundlicheren und sogar kostengünstigeren Leben so funktionieren!

Warum ist Plastik ein Problem? Es ist doch abbaubar?!

Beim Plastik hat man das Problem, dass es sich offiziell abbaut. Schaut man sich die Definition von abbaubar aber mal genauer an, wird man etwas skeptisch. Abbaubar ist nämlich so definiert, dass es in kleinere Teile zerfällt. Bei organischen Stoffen, wie Obst, hat jeder ein Bild davon.  Und Plastik tut das auch, nur ist es halt irgendwann bei der Größe von Mikroplastik, das von Tieren gefressen wird und schon schwer filterbar ist. Und das Mikroplastik wird dann Schritt für Schritt zu Nanoplastik. Naja, und beim Nanoplastik ist es so, dass es so klein ist, dass es sogar in unsere Zellen gehen kann. Hmm… Und ich frage mich, ob ich wirklich herausfinden möchte, was es denn so mit mir macht, wenn ich Plastik in meinen Zellen haben, dass ich nie wieder rausbekomme. Früher fand man den Jahrmarkt auch ganz toll, der ein Röntgengerät hatte und man so das Innere eines Menschen sehen konnte. Als bekannt wurde, dass Röntgenstrahlung krebserregend ist, fanden es Alle irgendwie nicht mehr ganz so lustig.

Plastikfrei – wie kann man das definieren?

Man muss sich vorab überlegen, in wie weit man für sich plastikfrei definiert. In meinen Augen gibt es nämlich verschiedene Stufen.

Einwegplastik

Einwegplastik: Mit unter das größte Problem für unsere Umwelt ist das Einwegplastik.
Gefühlt alles beinhaltet auf dieser Welt Plastik. Egal ob im Supermarkt, im Spielzeugladen oder beim Shoppen. Alles wird doppelt und dreifach verpackt und so den Kunden ein Gefühl der Neuwertigkeit oder der Hygiene gegeben.
Somit wäre das eine Alternative, wie man plastikfrei leben kann: auf Einwegplastik verzichten. Das beinhaltet Dinge wie Einkaufstüten, Einweg-Plastikflaschen, verpackte Lebensmittel, Kosmetikverpackungen, To-Go-Becher etc.
Wer darauf verzichtet, macht schon einen RIESEN-Schritt! Und so viel muss man gar nicht umstellen und auch auf kaum ein Produkt verzichten. Gute Neuigkeiten oder?

Plastikfasern

Man kann den Verzicht auf Einwegplastik auch noch dadurch erweitern keine Kleidung mehr aus Acryl, Polyester und so weiter zu kaufen. Durch das Waschen der Kleidung kommen nämlich auch wieder kleine Teile in unser Wasser. Dies wiederum belastet unser Grundwasser und die Lebensmittel, die wir später einmal essen möchten.
Aber auch das ist eigentlich gar nicht schlimm – Wolle ist nämlich sehr viel angenehmer auf der Haut, stinkt nicht so schnell und kaum jemand reagiert mit Hautreaktionen auf die Materialien. Am allerbesten ist es Bio-Baumwoll-Produkte zu kaufen, die ein Fair-Trade-Siegel (z.B. GOTS, Ökotex, BEST-Siegel) erhalten haben.
Diesen Schritt habe ich auch für mich gewählt: Kein Einwegplastik mehr und keine Plastikfasern mehr!

Komplett Plastikfrei

Das würde beinhalten weder Elektronik, noch Autofahren zu können oder z.B. auch plastiksparende Dinge zu nutzen, wie einen Wassersprudler*.
Für mich ist dies ein sehr bemerkenswerter Schritt, aber ich könnte diesen Text auf meinem Laptop nicht schreiben, wenn das mein Ziel wäre. Ich denke auch nicht, dass die Welt vor der Problematik stehen würde, die gerade entsteht, wenn man seinen Konsumverhalten auf langlebige Plastikprodukte reduzieren würde.
Ich habe das Gefühl, dass ich tatsächlich mein Leben nicht so führen könnte, wie ich wollte, wenn ich zu 100% auf diesen Stoff verzichten würde.

Aber woher kam die Motivation für diesen Schritt eigentlich?

Dani und ich standen schon öfter vor der Problematik nicht recht zu wissen, was der richtige Weg in Sachen Konsum ist. Man steht im Supermarkt, möchte vorwiegend Bio-Produkte kaufen, die gibt’s aber im Gegensatz zu regionalen, konventionellen Produkten, eigentlich nur verpackt. Und da steht man dann schon vor der Frage was jetzt eigentlich besser für einen Selbst UND die Umwelt ist.

Bio – besser für einen Selbst und besser für die Umwelt, wegen den nicht verwendeten Pestiziden. Aber dann immer dieses Plastik! Und da wissen wir ja schließlich auch, dass sich darüber weder Natur noch Körper freut.

Regional, unverpackt aber gespritzt. Schlechter für die Umwelt und Körper aufgrund der Pestizide, besser für die Umwelt wegen gespartem Plastik und kurze Lieferwege.
Eine Zwickmühle vor der wir immer wieder standen.

Als wir uns dann weiterinformierten, schwappen einem unendlich viele Beiträge entgegen, die einen noch zusätzlich nachdenklich stimmen.
Deshalb haben wir ganz rational überlegt und sind zum Schluss gekommen, dass es nur so ganz oder gar nicht geht. Wer bio und unverpackt will, muss Alternativen finden und seinen eigenen Weg gehen. Der Markt lässt es noch nicht anders zu!
Also haben wir uns einfach ins kalte Wasser geworfen und gesagt, ab morgen läufts. Keine Ausreden mehr, wir leben jetzt plastikfrei!

Aller Anfang ist schwer! Oder doch nicht?

Eigentlich war der Plan es vier Wochen durchzuziehen, um herauszufinden worauf man in Zukunft leicht verzichten kann und wo es doch zu aufwendig ist. Aber wie ihr bestimmt schon an der Formulierung merkt, ist nichts zu aufwendig.

Aber wichtig ist auch, schmeißt nicht vor lauter Euphorie alles was Plastik enthält weg! Es ist nicht wirklich ressourcenschonend, funktionierende Tupperdosen, noch volles Shampoo oder das gerade gekaufte Waschmittel wegzuschmeißen! Es geht darum, keine neuen Plastiksachen zu kaufen.

Plastikflaschen

Getränke aus Plastikflaschen sind recht einfach zu ersetzen und man hat so gut wie keinen Verzicht. Ich habe schon seit Jahren einen SodaStream in dem ich mein Wasser aufsprudle. Ich kann einfach nicht ohne mein Mineralwasser, bin aber eher faul und daher hab ich nie wirklich Lust Wasserflaschen in den vierten Stock zu schleppen. Und wir haben ja nichtmal einen Aufzug! Meinen hab ich sogar von meinem Bruder bekommen, weil er ich die fancy Variante mit Glasflaschen gekauft hat. Gerade wenn ihr einen gebraucht bekommt, habt ihr das Geld für die Investition schnell wieder drin. Leitungswasser kostet fast nichts, die Patrone kostet rund 9 € und reicht für circa 60 Liter.
Wenn ich unterwegs bin, habe ich eigentlich immer eine Flasche Wasser dabei und komme so nicht in die Problematik mir etwas zu Trinken kaufen zu müssen.
Sonst habe wirklich selten das Bedürfnis Limo oder Säfte zu trinken, aber wenn kaufe ich sie einfach im Glaskasten. Meist ist in diesen Säften auch mehr Anteil an der Frucht und nicht mit viel Wasser oder Zucker substituiert. Also auch wenn der Orangensaft 50 Cent mehr kostet, kriegt ihr mehr tatsächlichen Orangensaft. Und den kann man super verdünnen und kommt somit wieder beim gleichen finanziellen Aufwand raus.

Obst und Gemüse

Am einfachsten bei Lebensmitteln ist es eigentlich, wenn man dort anfängt wo es am Eindeutigsten ist. Obst und Gemüse. Dort investiert man ein paar Euro in Gemüse- und Obstbeutel*, die man dann theoretisch unendlich lang wiederverwenden kann.

Da ich sowieso schon seit einer halben Ewigkeit immer Tüten oder einen Rucksack mitnehme, um keine Plastik- oder Papiertüte kaufen zu müssen, hat sich da für mich auch kein weiterer Aufwand entwickelt. Sobald ich zuhause bin und die Sachen ausgepackt habe, steck ich die Baumwollbeutel einfach direkt zurück in meinen Jutebeutel. So vergesse ich sie auch nicht!
Der einzige Aufwand, der auf einen wartete, ist dass man herausfinden muss wo man unverpackt kaufen kann. In kleinen City-Supermärkten sieht es in der Tat manchmal nicht so vielversprechend aus. Aber meistens gibt’s einen größeren Supermarkt oder Biomarkt, der vielleicht auf dem Nachhauseweg liegt, der dann unverpackte Ware im Angebot hat.

Milchprodukte

Als zweites haben wir und den Milchprodukten und Fleisch gewidmet.
Bei den Milchprodukten geht es an sich auch recht einfach. Milch, Jogurt, Sahne und all das gibt’s im Glas. Dieses Problem war schnell gelöst!
Beim Frischkäse, zum Beispiel, steht man da schon vor einem weitaus größeren Problem. Den gibt’s nämlich wirklich nicht im Glas (bis auf unbezahlbaren Ziegenfrischkäse) – keine Ahnung warum, aber vielleicht ändert sich das noch. Aber es gibt gute Neuigkeiten: Frischkäse kann man sich unglaublich leicht selbst machen. Und er ist gleichzeitig dann auch noch günstiger (Preis gekauft 100 g = 0,70 € bis 1,39 €, Selbstgemacht in Bio-Qualität 100 g = 30 bis 40 Cent). Tadaaaa! Zu Rezepten kann man sich leicht Inspiration holen, z.B. auf dem Blog der Plastikfrei-Vorreiterin Nadine Schubert.

Fleisch, Wurst, Käse

Plastikfrei beim Metzger einkaufenBei Fleisch, Wurst und Käse tun wir uns ziemlich leicht. Da gehen wir nun einfach zur Frischtheke des nächst gelegenen Bio-Marktes und lassen uns alles in unsere mitgebrachten Boxen füllen. Super easy! Zuhause packt man ja eh meistens nochmal um und es kommt in irgendwelche Behältnisse, da kann man sie gleich so mitnehmen und spart sich so auch noch Zeit!

Nicht zu vergessen: die gute, alter Problematik mit den Coffee-To-Go-Bechern. Die sind leider plastikbeschichtet, somit nicht recycle bar und landen meist in den Restmüllbehältern der Stadt und werden somit verbrannt.

To-Go-Becher

Falls ihr Eigentümer eines tollen Mehrwegbechers werden wollt, gibt es mittlerweile gefühlt eine Milliarde Designs, hergestellt aus verschiedenen Materialien. Ich bin großer Fan von den wirklich dichten Bechern, da ich meinen Kaffee immer mit in die Uni nehme und der Becher im Rucksack transportiert wird. Dieser Becher ist mein Favorit: Kaffeebecher*.
Wenn ihr aber gerade nicht genügend Kleingeld für einen solchen Becher übrig habt, nutzt Mehrwegbecher, die ihr wieder zurückgeben könnt. Dieses Pfandsystem spart unglaublich viele Ressourcen und ändert nichts an Eurem Geldbeutelinhalt. Bei uns in Nürnberg bietet die Bäckerei-Kette „Der Beck“ schon lange seine eigenen Becher an, die man wieder zurückbringen kann. Ein einfaches Pfandsystem!

Die Firma „Recup“ wächst stetig und viele Cafes bieten diesen Service mittlerweile an.
Falls Euer Lieblingscafe das noch nicht tut, sprecht sie doch einfach mal drauf an! Mehr als ein Nein bekommt ihr nicht zurück und im besten Fall integrieren sie es in ihr Konzept. Also ihr könnt nur gewinnen.

Fazit zum ersten Teil

Es macht einfach nur unglaublich viel Spaß! Und wirklich schwierig ist es auch nicht. Deshalb habe ich auch unendlich viel Lust weiter zu machen!
Man darf nie der Meinung sein, dass der einzelne Schritt, den man tut nichts bringen würde.
Ganz ehrlich, die Schildkröte oder der Vogel, der sich nicht in deiner Plastiktüte verheddert, für den machst du einen Unterschied.
Auch wenn hinter dir an der Kasse 100 Produkte doppelt und dreifach in Plastik eingetütet wurden, man darf nie das Gefühl haben man wäre allein oder hätte keinen Einfluss. Vielleicht sieht eine Person dein gutes Vorbild und ändert morgen schon etwas an sich? Das ist doch ein geniales Gefühl!

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